
Während ich diese Zeilen schreibe sitze ich in meinem bequemen Sessel mit einem Glässchen BenRiach 12yo Sherry Wood an meiner Seite. Dies wird meine erste (Whisky) Buchrezension sein, weitere werden sicher folgen. Unglücklicherweise ist dieses Buch nur in Deutsch erhältlich, aber jeder der Deutsch lesen bzw. verstehen kann sollte sich dieses Buch über Whisky holen.
Zu Beginn die allgemeinen Informationen zu dem Buch. Der Titel lautet “Wasser des Lebens – Einführung in die Spiritualität des Whiskys” und kann über Amazon, diverse andere Buchhändler und natürlich direkt beim Verlag “EOS” auf www.eos-verlag.de erworben werden. Die ISBN ist 978-3-8306-7766-6 und der Autor ist Dr. Dr. Wolfgang F. Rothe. Eine andere Rezession die ich auf Facebook gelesen habe merkte an, dass das Buchformat sehr an die “Whisky Bibel” von Jim Murray erinnert. Ein Zufall? Ich denke nicht – aber das tut der Kollege auch nicht.
Was ist nun das interessante an diesem Buch? Hier mein Versuch es zu erklären. Der Autor ist römisch-katholischer Priester und mag Whisky mindestens genauso gerne wie ich (oder sogar noch mehr). Ich habe Ihn durch den “Der Whiskybotschafter” – ein Whisky Magazin – kennen gelernt. Er schreibt dort regelmäßig Artikel zum Thema Whisky und Schottland. Ich bin fasziniert davon, wie es Ihm geling seinen katholischen Glauben und seine Passion für Whisky zu verbinden. Dabei ist die Synthese die Ihm gelingt eine völlig organische, nichts künstliches oder gar eine Fassade. Er gehört definitiv nicht zu den Menschen die “Wasser predigen und Wein trinken” (oder in dem Fall eher Whisky). Auch wenn man das zu Beginn vielleicht vermutet.
Der Autor beginnt das Buch mit etwas für uns Whiskyenthusiasten trivialem, nämlich der Geschichte des Whiskys. Im nächsten Kapitel wird die Herstellung des Whiskys beleuchtet, gefolgt von einem Kapitel über das “Wie wähle ich einen Whisky aus, wenn ich mich noch nicht wirklich auskenne?”. Hochwürden Rothe empfiehlt zwar dem Whiskykenner diese beiden Kapitel zu überspringen, aber ich habe sie trotzdem gelesen 😉 In diesen Kapiteln benutzt Er eine sehr einfach gehaltene, direkte Sprache um die Herstellung des Whiskys zu erklären. Keinen “Mambo Jambo” und wenn er einen Fachbegriff verwenden muss erklärt Er ihn auch sehr einfach. Toll für jeden der mit Whisky gerade erst anfängt. Für tiefgehende Informationen würde ich empfehlen eine Destilliere in Schottland zu besuchen und dort nachzufragen. Diese beiden Kapitel sind der perfekte Start für jeden der mit dem “aquae vitae” noch nichts am Hut hatte.
In den folgenden Kapiteln wird dargelegt, wie man Whisky verkostet. Hochwürden Rothe kombiniert den Verkostungsprozess und die darin verwickelten Organe (Augen, Nase, Geschmack, …) mit der tieferen Bedeutung die diese für unser Leben -sowohl irdisch als auch spirituell- haben (können). Selbstverständlich benutzt Er die Ihm bekannte und zur zweiten Natur gewordenen Theologie der katholischen Kirche, aber selbst Nicht-Christen und sogar Andersgläubige werden feststellen, dass die Worte und Gedanken durchaus Überkonfessionell und ansprechend sind. In den weiteren Kapiteln reflektiert Er dann über nützliche Eigenschaften die man selbst für das Verkosten von Whisky sich aneignen könnte (oder sollte?). Wie zum Beispiel “Achtsamkeit”, “Reife” und sogar “Genuss”! Auch zeigt Er auf, wie man sich diese Eigenschaften im eigenen Leben aneignen und davon profitieren kann.
Das vorletzte Kapitel enthält einige Gebete – ich wäre überrascht gewesen wenn nicht – und das letzte Kapitel ist quasi eine Warnung. Nein, mehr ein gut gemeinter Rat wie eine gesunde Beziehung zu Alkohol im Allgemeinen und Whisky im Besonderen. Dazu benutzt der Whisky-Vikar einige Zitate aus der Bibel (ich wäre enttäuscht gewesen wenn nicht), aber nicht wie man vermuten möchte gegen den Whisky Konsum als solches sondern wie man Whisky richtig und verantwortungsvoll genießt. Zwar kannte man in der damaligen Zeit noch keinen Whisky, aber Wein und andere genussfähige Dinge gab es schon damals. Außerdem -zumindest laut diesem kleinen Büchelchen- ist es völlig in Ordnung (sogar für einen Katholiken!) die “Spiritualität des Whiskys” zu entdecken und zu genießen. Und genau das werde ich jetzt versuchen. Mal schauen was der 12jährige BenRiach Sherry Wood zu bieten hat nach dieser netten und sehr genussvollen Lektüre über das “Wasser des Lebens”!
Fazit: Ein sehr schön geschriebenes Buch über das -meiner Meinung nach- beste Getränk der Welt. Muss man ein gläubiger Mensch sein um dieses Buch zu mögen? Nein, ich denke nicht. Aber ein wenig spirituell (in welcher Form auch immer) sollte man schon sein. Totale Rationalisten werden sich vielleicht ein wenig schwer tun, aber ein Versuch schadet sicher nicht.
Slàinte, Lukas
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